Was bedeutet
Regionalität?

Aufgeschnittene Rote Beete

Regionalität boomt. Nicht erst seit Corona. Viele sehen Regionalität als Lichtblick im Nebel unserer globalisierten Gesellschaft. Und erhoffen sich beim Kauf von regionalen Produkten Nachhaltigkeit. Aber was verspricht Regionalität wirklich, und was nicht?

Region“ ist ein dehnbarer Begriff. Als Region wird ein kleines, überschaubares Alpental ebenso beschrieben wie eine globale Klimaregion

Auch „bei regionalen“ Lebensmitteln sind die Grenzen unscharf. Regionale Lebensmittel stammen entweder aus der eigenen Region, einer naheliegenden Region oder einer bestimmten Region innerhalb des eigenen Landes.

DEFINITIONEN

Region: zusammenhängendes Gebiet (z.B. geografische, politische oder ökonomische Einheit)

Regionalität: beschreibt meist die Herkunft von Lebensmitteln aus einer bestimmten Region, ist aber nicht einheitlich definiert.

Authentische Regionalität: beschreibt Lebensmittel, die aus nachhaltigen, regionalen Kreisläufen stammen

Regionalität allein ist kein Qualitätsgarant

Wird ein Produkt als ‚regional‘ gekennzeichnet, weckt das oft die Hoffnung auf ein gesundes, qualitativ hochwertiges Lebensmittel aus der Umgebung. Besonders wichtig ist Konsument*innen die Herkunft ihrer Lebensmittel bei Fleisch, Eiern, aber auch bei Milchprodukten, Wurst, Schinken und Fisch.

Für ‚regionale Lebensmittel‘ gibt es aber keine einheitlichen Normen oder Nachhaltigkeitskriterien. „Regional“ sagt auch nichts darüber aus, wie ein Tier gehalten, gefüttert oder geschlachtet wurde. So kann ein ‚regionales‘ Produkt, wie Tiroler Speck, von Schweinen stammen, die mit gentechnisch verändertem Futter aus Brasilien gemästet und im Ausland geschlachtet wurden.

Regionale Lebensmittel sind nicht per se frei von Pestiziden, gesünder oder bodenschonender. Dazu müssensich Produzent*innen nachweislich (e.g. durch standardisierte Labels) beispielsweise einer ökologischen Produktion verpflichten.

Authentische Regionalität

Mit dem Begriff ‚authentische‘ Regionalität werden Lebensmittel mit Herkunfts- und Nachhaltigkeitsgarantie bezeichnet. Ein authentisch regionales Produkt entsteht in der Region, wo es kulturell verwurzelt ist, wo geeignete klimatische Bedingungen vorherrschen. Authentische Regionalität erfordert einen nachhaltigen Kreislauf in der Region, von der Erzeugung der Rohstoffe über deren Bearbeitung.

Die Wertschöpfung verbleibt in der Region und wirkt der Abwanderung entgegen, schont die Ressourcen und die Kultur; Traditionen werden für nachfolgende Generationen bewahrt. Authentische Regionalität muss mit Nachhaltigkeit in allen Dimensionen verbunden sein. Der Prüf Nach!-Standard definiert Regionalität auf diese Weise.

Kurze Geschichte der Regionalität

‚Regio‘ (lat.) bedeutet ursprünglich Herrschaftsgebiet. Durch die Industrialisierung veränderte sich der Raumbezug der Menschen. Entfremdung und eine anschließende Rückbesinnung auf die Heimat und die eigene Region waren die Folge.

In der Folge des Ersten Weltkriegs kam es zur Renaissance regionaler Kulturen und politischer Regionalismen. Nach dem zweiten Weltkrieg wollte man regionale Wirtschaftsstrukturen bewusst stärken.

1970er Jahre: Die Region wird interessant

Seit den 1970er-Jahren sind in westeuropäischen Staaten Schritte in Richtung Dezentralisierung, Regionalisierung und Föderalisierung – vielfach verfassungsrechtlich verankert – zu beobachten. Vor allem im ländlichen Raum wird die eigenständige Regionalentwicklung vorangetrieben.

Von den Europaregionen zum Europa der Regionen

Europas Regionen werden seit 1985 durch die vom Europarat gegründete Versammlung der Regionen vertreten. Auch die Zusammenarbeit zwischen grenznahen Regionen unterstützt die EU wirtschaftlich und infrastrukturell durch Einrichtung sogenannter „Europaregionen“.

Mit dem Vertrag von Maastricht 1992 wurde ein beratender Regionalausschuss geschaffen. Das politische Konzept eines „Europa der Regionen“ willRegionen in den EU-Mitgliedsländern weiter fördern und in ihrer regionalen Eigenständigkeit unterstützen.

Quellen

  • Susanne Tauss: Region. In: Glossar Kulturmanagement, hrsg. von Verena Lewinski-Reuter und Stefan Lüddemann, Springer Verlag 2011.
  • Lexikon der Geographie auf Spektrum.de.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert