Think big: 7 große Ideen,
um die Welt zu retten

Jane Goodall mit Hund am Strand

So-lu-tio-nis-mus. So nennt sich der Glaube, dass große technologische Durchbrüche uns aus Klimakrise & Co herausbefördern werden. Somit könnten wir einfach warten, bis Technologien so weit sind, CO2 im großen Stil aus der Atmosphäre abzusaugen und in der Erde zu verstauen.

Eines ist aber klar, bei vielen Problemen, wie dem Artensterben, gibt es definitiv keinen Techno-Fix. Welche Lösungen zur haben wir also?

1. Half Earth

Die am schnellsten erklärte Idee zur Weltrettung, geht auf den US-amerikanischen Biologen E.O.Wilson zurück: wir stellen die Hälfte der Erde dauerhaft unter Schutz. Die Half Earth-Idee ist weniger utopisch, als sie klingt. Weshalb sogar in den höchsten Gremien der Vereinten Nationen darüber diskutiert wird. Stünde die halbe Erde unter Schutz, wären viele Bedrohungen für Artenvielfalt, indigene Bevölkerungen, Probleme der Klimakrise mit einem Schlag weggefegt.

2. Donut-Ökonomie

Die niederländische Hauptstadt Amsterdam ist gerade mittendrin, ihre Wirtschaft auf den Kopf zu stellen. Die Stadt folgt dem “Wirtschafts-Kompass für das 21. Jahrhundert“: so wird die Donut-Ökonomie von Kate Raworth auch genannt.

Was dieses Konzept will? Ein völlig neues Wirtschaftsdenken hervorlocken, das sich entlang von geschlossenen Kreisläufen an menschlichen Bedürfnissen ausrichtet. Um zu verhindern, dass Ressourcen weiter ausgebeutet werden, was zu ausgewachsenen sozialen Krisen führt. Kurzum: Sie will die Folgen der aktuellen planetaren Misswirtschaft transformieren.

3. Den Planeten gesund essen

Weltweit leidet jeder vierte Mensch an Übergewicht, jeder zehnte ist unterernährt. Auf 2/3 der weltweiten Landwirtschaftsflächen wird Tierfutter angebaut. Diese verheerenden Schieflagen versucht die Planetary Health Diet  zu beheben, die sowohl wesentlich gesünder für uns, als auch besser für den Planeten ist. Der neue Ernährungsstil von Wissenschaftler*innen – die wirklich gut kochen können (→ siehe zugehöriges Kochbuch) – basiert auf viel pflanzlichen, großteils biologischen, Lebensmitteln, wie Gemüse, Obst, Nüssen, Ölen und deutlich weniger tierischen Produkten. Dank ausgeklügelter Rezeptvorschläge und ausreichend Kalorien im Essen, ist Genuss garantiert und das Gefühl von „Diät“ kommt nicht auf.

4. Nutzen statt Besitzen

Denken wir den „Sharing“-Gedanken zu Ende, verschwindet ein ganzes Gebirge an Ressourcen, die gar nicht erst genutzt und verbraucht werden müssten. Seltene Erden inbegriffen.

Der Großteil unserer Dinge wird (zu) selten verwendet. Bohrer verstauben im Keller, Privatautos stehen 95 Prozent der Zeit nur herum, ineffizienter geht es kaum.

Teilen lautet die neue Devise. Vor allem in Städten boomen Sharing-Plattformen für Autos, Fahrräder, Roller etc. In Berlin, Wien, Bern etc. gibt es Leihläden („LeiLa“): in dieser ‚Bibliothek der Dinge‘ bekommt man (fast) alles, was das Herz nur zeitweise begehrt: Werkzeug, Outdoor-Ausrüstung, Instrumente, Partyequipment etc.

5. Die 2000 Watt-Gesellschaft

Die Schweizer Initiative ‚zwiidusig Watt‘ Gesellschaft will Energieverbrauch greifbarer machen. Laut ETH Zürich wären 2000 Watt die Energiemenge, die jeder Menschen pro Jahr verbrauchen kann. Egal, wo auf der Welt.

Genau diese Menge wäre mit erneuerbaren Energiequellen und unseren begrenzten Ressourcen zu decken (wir erinnern uns: there is no planet B). Was heißt das konkret? Wir müssen viel effizienter werden. Wir sollten nur ein Drittel von heute verbrauchen.

Wie das gehen soll? Wir erzeugen (100 Prozent erneuerbare) Energie dort, wo sie gebraucht wird, verteilen sie clever, speichern sie bei Bedarf.

Verabschieden uns gänzlich von fossilen Brennstoffen und vermeiden rigoros Verschwendung jeder Art, egal ob Standby-Strom, leere Kilometer oder Lebensmittelabfälle. Denn Energie – ist alles!

6. Von A nach B(ahnhof)

Individualverkehr und Reiselust sind echte Herausforderungen. Von A nach B zu kommen, wird auch in Zukunft Ressourcen und Energie brauchen. Mehr oder weniger verrückte Ideen kursieren zwar (z.B. Elon Musks Röhrensystem mit Personen-Kapseln, Lastendrohnen, Volocopter etc.), ob sie massentauglich sind, ist allerdings fraglich.

Für die Kurzstrecke liegt eine Re-Innovation jedenfalls auf der Hand: die Wiederentdeckung der Muskelkraft, zu Fuß oder mit dem Rad. Manche EU-Projekte werben heute schon mit Slogans, wie „Knackarsch für alle„. Große Städte setzen dabei nicht nur Rad-, sondern auch Fußgänger-Beauftrage (z.B. Wien). In Vorarlberg wird mit Gut-Geh-Räumen z.B. rund um Schulen experimentiert. Bei etwas weiteren Strecken werden elektrifizierte (zunehmend autonome) Öffis wohl die Hauptrolle spielen.

Beim Reisen wird es schwieriger. Fliegen ist und bleibt leider auf absehbare Zeit ein Klimaproblem. Vielfliegen wird für eine wachsende Weltbevölkerung keine Option sein. Man stelle sich allein die Kondensstreifen am Himmel vor, wenn statt der heutigen 2-3 Prozent der Menschheit plötzlich 100 Prozent flögen.

Das alternative Reisebüro „Traivelling“ macht einen Gegenentwurf: um die klimafreundlichste Fernreiseoption – die Bahn – leichter nutzbar zu machen, können Langstrecken durch verschiedene Länder, wie Russland, Asien oder Nordafrika, hier gebucht werden. Alle notwendigen Tickets organisiert das alternative Reisebüro.

Vielleicht lassen wir Fernweh in Zukunft seltener zu, dafür dann umso intensiver, mit längeren Aufenthalten, um noch tiefer in die Kultur unserer Sehnsuchtsziele einzutauchen. Dazwischen genießen wir Staycation, Heimaturlaub oder Urlaub bei Freunden – im Vertrauen, dass enge Beziehungen noch mehr auf unser Lebensglück einzahlen als Unmengen an Flugmeilen.

7. Mit ‚Mindfulness‘ die Welt retten

Unsere letzte Weltrettungs-Idee für Sie: Achtsamkeit. Würden wir den Planeten weniger ausbeuten, wenn wir uns darin üben? Scheinbar ja (siehe Studie), weil wir den Blick auf unsere wahren Bedürfnisse schärfen, Probleme anders einordnen, und alles was zu viel ist weglassen. Das macht uns krisenfester und zufriedener (etliche Geschichten dazu: hier).

Wichtige Geldgeber*innen, wie EU-Forschungsprogramme oder das deutsche Bildungsministerium investieren in Projekte, die diesem Potential auf den Grund gehen. Für mehr Achtsamkeit gäbe es massenhaft Spielraum in unserer Alltags-hektischen, pandemie – und krisengebeutelten Welt. Erste Ansätze liegen auf dem Tisch.

Na, dann. Atmen wir dreimal tief durch, und sinnieren in Ruhe darüber, wie wir all diese Ideen Realität werden lassen.

 

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