5 Wege für weniger
Lichtverschmutzung

Als Europäerin fällt es mir aktuell schwer über den Artenschutz oder die Klimakrise nachzudenken, wenn auf unserem Kontinent Familien zerrissen und Menschen getötet werden. Diese Geschehnisse sind geografisch und emotional sehr nah. Dennoch haben wir jetzt umso mehr die Verantwortung dafür einzustehen, denn alle Krisen sind ganz eng miteinander verwoben. Unser Hunger nach Erdöl nährt viele autokratische Staaten, und höhlt dadurch demokratische Werte aus.

Heute habe ich ein Thema für dich, wo du ganz leicht Energie sparen, Klimakrise mindern und Biodiversität schützen kannst. Klingt gut? Ist es auch. Es geht um das nur selten besprochene Thema der Lichtverschmutzung, das wir wegen der anstehenden 15. Earth Hour am 26. März um 20:30 Uhr aufgreifen wollen.

Was sind die Auswirkungen von Lichtverschmutzung?

Lichtverschmutzung oder Lichtsmog bezeichnet das ständige Vorhandensein von künstlichen Lichtquellen und dadurch das Fehlen völliger Dunkelheit. Die Auswirkungen sind vielfältig und teils schwer zu erforschen. Jedenfalls beeinflusst künstliches Licht den Schlafrhythmus des Menschen, indem der Melatonin-Hormonhaushalt gestört wird, insbesondere das blaue, kalte Licht der LEDs von Leuchtreklamen und moderner Straßenbeleuchtung, aber auch von Fernsehern, Smartphones oder Laptops ist dafür verantwortlich.

Wir Menschen können uns diesen Einflüssen bewusst entziehen. Keine Wahl haben hingegen Tiere und Pflanzen. Tagaktive Wirbeltiere zeigen in der Nähe von Lichtquellen nächtliche Unruhe und Stoffwechselveränderungen. Bei nachtaktiven Tieren sind vor allem Fluginsekten betroffen, die von Lichtern magisch angezogen werden. Dort kreisen sie bis zur vollkommenen Erschöpfung oder werden gefressen. Dieser Umstand scheint stärker am massiven Insektenschwund beteiligt zu sein, als gedacht. Deutsche Forscher*innen schätzen, dass allein in Deutschland innerhalb eines Sommers 60 Milliarden Insekten Straßenlaternen zum Opfer fallen.

Bäume wiederum treiben an stark lichtverschmutzten Orten eine Woche früher aus, so stark würde sich die Vegetationszeit etwa bei 2 C° globaler Erwärmung verschieben.

Die fehlende Dunkelheit macht Tiere und Pflanzen anfälliger für Krankheiten, Schädlinge und andere Umwelteinflüsse. Lichtverschmutzung stresst Ökosysteme, von Küsten, über Agrarland bis hin zu städtischen Gewässern, und das, obwohl diese ohnehin schon unter Verschmutzungen anderer Art leiden.

Was kannst du tun?

Lichtverschmutzung zu reduzieren ist einfach, verringert den Druck auf die Natur und gleichzeitig den Energieverbauch. Und vielleicht können wir dadurch wieder den Sternenhimmel genießen.

  1. Die einfachste und logischste Maßnahme ist: Wann immer möglich Licht abschalten, und nicht nur für eine Stunde zur Earth Hour.
  2. Gönne der Natur ihre Ruhephasen und verzichte auf Flutlicht-Skifahren, -Rodeln oder andere hellerleuchtete Sportarten.
  3. Achte beim Kauf von Außenbeleuchtung auf die Kelvinzahl – je niedriger diese ist, desto wärmer ist das Licht und desto besser für Pflanzen und Tiere. Die Lampe soll bestenfalls nur nach unten leuchten, also dorthin, wo sie wirklich gebraucht wird. Verwende Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren. Auch Weihnachtsbeleuchtung muss nicht die ganze Nacht durchleuchten. Vor allem nach 22 Uhr sollte es wirklich überall dunkel sein.
  4. Für die ganz Mutigen: Entwickle Reduktionsmaßnahmen mit deinen Arbeitsgebenden, deiner Gemeinde, Bekannten und Freunden.
  5. Wenn du Entscheidungsträger*in bist: Wir sollten es alle der Kanaren Insel La Palma gleichtun. Per Gesetz dürfen dort nur noch Straßenlaternen mit tierfreundlichen tief gelb leuchtenden Natriumdampflampen verwendet werden, die zudem nur nach unten abstrahlen müssen.

Wusstest du schon…?

…dass es in Österreich neuerdings einen Sternenpark gibt? Hier kann man den nächtlichen Sternenhimmel besonders intensiv bestaunen, weil es hier nur wenig Lichtverschmutzung gibt.

Sternenparks werden von der International Dark Sky Association (IDA) als solche ausgewiesen. Der Naturpark Attersee-Traunsee in Oberösterreich ist seit April 2021 der erste Sternenpark in Österreich.

Weltweit versuchen über 100 Parks die Dunkelheit bewusst zu schützen und Lichtverschmutzung aktiv einzudämmen.


Autorin: Isabell Riedl

Dr. Isabell Riedl ist seit 2012 in der Werner Lampert GmbH und leitet dort die Nachhaltigkeitsabteilung. Sie studierte Ökologie mit Schwerpunkt Natur- und Landschaftsschutz und Tropenökologie an der Universität Wien. Ihre Dissertation verfasste sie über die Bedeutung von Baumreihen in landwirtschaftlichen Gebieten für Waldvögel in Costa Rica. Zeit ihres Lebens hat sie sich insbesondere der ökologischen Nachhaltigkeit verschrieben. Sie ist Teil des Redaktionsteams des Online-Magazins „Nachhaltigkeit. Neu denken.“

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