Achtsamkeit und Nachhaltigkeit haben viel gemeinsam: sie sind wie ein Schirm, unter dem viel zu passen scheint. Viele Trends und Hypes unserer Zeit stellen sich hier problemlos unter. Wir wollen mit diesem Schwerpunkt deshalb tiefer tauchen und dem Thema Achtsamkeit auf den Nerv fühlen. Und so viel sei vorweggenommen: Es spricht vieles dafür, dass Nachhaltigkeit im Windschatten der Achtsamkeit wesentlich schneller ans Ziel kommen könnte.
Der Begriff Achtsamkeit zieht manche Menschen magisch an: Sie knüpfen an diesen Begriff die Hoffnung nach einer Verschnaufpause von ihrem übervollen Alltag, von den Krisen unserer Zeit, von Verpflichtungen etc. Bei anderen beginnen wiederum die Esoterik-Alarmglocken laut zu schrillen, sobald von Achtsamkeit die Rede ist. Daher wagen wir mit diesem Schwerpunkt zunächst einen Faktencheck. Wir wollen wissen, was Achtsamkeit nachweislich bewirkt. Und ob Alarmglocken berechtigterweise anschlagen.
Braucht man dafür einen Guru?
Klar ist, dass die Wurzeln der Achtsamkeit weit zurück in alte, religiöse Lehren führen. Achtsamkeits-Vorreiter, wie der vietnamesische Mönch Thich Nhat Than, haben diese Lehren neu interpretiert, belebt (z.B. in Form des „engagierten Buddhismus“) und ihre Praktiken in den Westen getragen. Wo sie auf unterschiedliche Art aufgegriffen wurden.
Wer Achtsamkeit praktizieren will, muss aber nicht spirituell oder religiös sein. Auch wenn Meditation ein wichtiger Teil von Achtsamkeits-Programmen ist, geht es letztlich um die Reise in den Moment, um Wahrnehmung und echte Präsenz. Und keineswegs darum, seinen persönlichen Guru zu finden. Jon-Kabat Zinn, ein prominenter Mit-Begründer der westlichen Achtsamkeitsbewegung, wird nicht müde, das immer wieder zu betonen.
Was bringt Achtsamkeit?
Natürlich ist die Frage berechtigt, was Achtsamkeit unterm Strich wirklich bringt. Wir wagen in diesem Beitrag einen Faktencheck. Dass Achtsamkeit nachweislich die körperliche und geistige Gesundheit (sogar bei Gefängnisinsassen!) fördert, überrascht wenig.
Bemerkenswert, weil noch wenig beachtet, ist aber die Tatsache, dass Achtsamkeit uns auch nachweislich sozialer, mitfühlender und – man staune – sogar umweltfreundlicher macht.
Den Beweis dafür tritt die schwedische Forscherin Christine Wamsler mit ihren Studien an. Im Interview erzählt sie uns, weshalb Achtsamkeits-Praktiken und Programme hoch-erwünschte soziale und ökologische Nebenwirkungen entfalten. Hier schlummert also ein Schatz in Sachen Nachhaltigkeit, der schleunigst gehoben werden will.
Neue Strömungen – nach innen
Beim Thema Nachhaltigkeit geht es also offensichtlich um mehr, als einen rein äußerlich sichtbaren Wandel unserer Welt (z.B. infrastrukturelle oder technologische Änderungen). Auch im ‚Innen‘ wird kein Stein auf dem anderen bleiben, wenn es nach den ‚Zukunftsalchemisten‘ Julia Buchebner und Stefan Stockinger geht. Sie fordern: innen wachsen, außen wirken. Und sind überzeugt, dass wir durch den Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, die nächste Stufe auf der Leiter der menschlichen Entwicklungsgeschichte erklimmen könnten.
Achtsam glücklich
Und noch einen Konnex zum Thema Achtsamkeit wollen wir genauer unter die Lupe nehmen? Macht uns achtsames Verhalten glücklich? Niemand anderer, als die deutsche ‚Glücksministerin‘ Gina Schöler erzählt uns in diesem Beitrag, warum sie ihr Leben der Verglücklichung (ohne Zwang!) widmet. Außerdem verrät sie uns ihre erprobte Faustregel für mehr Achtsamkeit und Glück im Alltag.
Der Bohne hinterher
Beim Thema Glück legen wir gleich noch ein Schäufelchen nach. Denn glücklich macht uns nachweislich auch achtsame Ernährung. Einige Lebensmittel stehen dabei in Sachen Dopaminausschüttung besonders hoch im Kurs: zum Beispiel Kakao. Konditorin Lara Jäger ist dem Kakao bis zum Ursprung nach Guatemala nachgereist und wollte lernen, wie er angebaut und verarbeitet wird. Nicht nur das – sie wollte auch eintauchen in die traditionellen Kakao-Zeremonien der Maja-Kultur. Mittlerweile hält sie solche Zeremonien in Österreich und Deutschland ab. Von ihrer Reise erzählt sie in diesem Beitrag.
Selbst ist das Team
Schreiben über Achtsamkeit ist das eine. Selbst wirklich einzutauchen, das andere. Wir wollten deshalb auch selbst experimentieren. Eigene Schlüsse ziehen. Aber Moment. Weshalb ‚wir‘? Weil ein Achtsamkeits-Selbstversuch im Team mehr Spaß macht. Deshalb haben sich acht achtsame Menschen aus dem Lampert-Team darauf eingelassen, zwei Wochen lang verschiedene Achtsamkeits-Praktiken auszuprobieren. In welche ungeahnten Weiten des Moments uns dieser Versuch katapultiert – oder vielmehr sanft geschaukelt – hat, liest Du hier.
Eine Achtsamkeits-Praxis hat bei vielen der ‚Versuchskaninchen‘ besonders eingeschlagen: Shinrin Yoku, das Waldbaden nach japanischer Tradition. In diesem Beitrag zum Thema liest Du, was den Zauber des Waldbadens ausmacht und warum es eine absolut anfängertaugliche Eintrittstür in die Achtsamkeits-Arena ist. Du erfährst aber auch, warum es so gesund ist.
Wir wünschen viel Spaß beim achtsamen Lesen und verabschieden uns – inspiriert vom Waldbaden – mit einem Achtsamkeits-Haiku (jap. Kurzgedicht):
Zauberlicht am Waldboden.
Die Singdrossel gibt alles.
Es lebe der Moment.