Wir haben meist eine Vielzahl an Bildern von der Landwirtschaft im Kopf. Sei es die romantisch weidende Kuh auf der Alm, Kaffeebäuer*innen inmitten der Kaffeeplantage, beeindruckende Luftbildaufnahmen großer Maschinen auf endlos weiten Äckern oder ein hochtechnologisches Glashaus. Welchen Platz nehmen dabei kleinstrukturierte und biologische Landwirtschaft ein? Wie wirkt sich die Lebensmittelproduktion auf unsere Umwelt aus?
Ganz ohne Bilder haben wir einige große Zahlen und harte Fakten über unsere Nahrungsmittelproduktion herausgepickt, durch die ihre große Bedeutung sichtbar wird und die manche Verwerfungen aufzeigen. Ein statistischer Blick ist notwendig, um zu wissen, wo wir ansetzen können.
Wusstest du, dass…
… 874 Millionen Menschen, also 27,4 Prozent der Weltbevölkerung von der Landwirtschaft leben (FAO Statistics, 2021)?
Familiengeführte Betriebe haben dabei einen großen Anteil: Sie erzeugen 56 Prozent der Lebensmittel auf 56 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche weltweit. Sie sind auch sehr produktiv. In Brasilien zum Beispiel stellen kleinbäuerliche Familienbetriebe im Schnitt 40 Prozent der Produktion einiger Hauptanbauprodukte bereit, und zwar auf weniger als 25 Prozent der Ackerfläche. Kleinbauern und -bäuerinnen in Fidschi stemmen 84 Prozent der Produktion von Yams, Reis, Maniok, Mais und Bohnen auf nur 47,4 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche (FAO Family Farms, 2014).
… es 3,4 Millionen zertifizierte Bio-Produzent*innen weltweit gibt? 1,6 Prozent der weltweiten Landwirtschaftsfläche wird biologisch bewirtschaftet. In der EU sind es 8,5 Prozent (Eurostat, 2020)
Österreich ist mit 26,1 Prozent auf Platz zwei der Länder mit dem höchsten Anteil an biologisch bewirtschafteten Flächen (Liechtenstein: 42 Prozent, Estland 22 Prozent) (FIBL, 2022).
Zwischen 2010 und 2020 hat sich der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln in Europa mehr als verdoppelt, auf 52 Milliarden Euro im Jahr 2020 (EU-27: 44,9 Milliarden Euro). Nicht zuletzt die Coronakrise hat den Kauf von Bio-Lebensmitteln weiter angefeuert (Ökolandbau DE).
… die Lebensmittelproduktion einer der Haupttreiber des globalen Umweltwandels ist? 25 Prozent der Treibhausgase entstehen in der Lebensmittelproduktion. 70 Prozent des Wasserverbrauchs fallen auf die Landwirtschaft. Der Lebensmittelsektor ist für 70-80 Prozent des Biodiversitätsverlusts und der Abholzung verantwortlich.
Weltweit verursacht die Herstellung tierischer Lebensmittel die Hälfte der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen, obwohl sie nur ein Fünftel der Kalorien bereitstellen, die wir zu uns nehmen (Science, 2018).
… 70 Prozent der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche für die Produktion tierischer Lebensmittel verbraucht wird (FAO, 2010)?
Die Art der Tierhaltung macht es aus, wenn sie umweltschonend sein soll. Ein Rind, das auf einer entwaldeten Fläche grast, ist für 12-mal so viel Treibhausgasemissionen verantwortlich, wie ein Rind, das auf natürlichem Grasland aufgezogen wird (Science, 2018).
… der ökologische Fußabdruck biologischer, regionaler Lebensmittel wesentlich geringer ist, als jener der konventionellen Landwirtschaft?
Bei Biodiversität (z.B. dreimal so viele Pflanzenarten, bis zu 150 Prozent mehr Regenwürmer), Erosion (bis zu 93 Prozent geringer), Giftigkeit für die Umwelt (bis zu 81 Prozent weniger) und Klimaschutz (Humusaufbau als Kohlenstoffspeicher) schneidet Bio-Landbau deutlich besser ab als konventionelle Landwirtschaft. Biologischer Landbau ist auch klimafitter, weil er deutlich effizienter bei der Wasserverfügbarkeit und –nutzung ist. Einzig beim Verhältnis Ertrag zu CO2-Ausstoss schneidet die biologische Landwirtschaft schlechter ab als die konventionelle (Science, 2021). Der Ertrag in der Bio-Landwirtschaft ist in der Regel um etwa 20 Prozent geringer als in der konventionellen Landwirtschaft (FIBL, 2021).
… 30 Prozent der Lebensmittel, die wir produzieren, unverbraucht im Müll landen (Stockholm Resilience Centre, 2021)?
… es 250-300.000 essbare Pflanzenarten auf diesem Planeten gibt, wir aber nur einen Bruchteil davon genießen? 75 Prozent unseres Essens kommt derzeit nur von 12 Pflanzenarten und 5 Tierarten. Global essen wir zirka 150 verschiedene Spezies (Stockholm Resilience Centre, 2021).
… es möglich ist, 10 Milliarden Menschen gesund zu ernähren, ohne dass wir die ökologischen Grenzen unseres Planeten überschreiten müssen? Dafür ist aber die Umstellung auf vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung und die Reduktion der Lebensmittelverschwendung notwendig (Stockholm Resilience Centre, 2021).