Über ein Drittel der Flächen weltweit werden landwirtschaftlich genutzt. Was zeigt, warum die Landwirtschaft ein enorm wirkungsvoller Hebel für Klima- und Bodenschutz, Biodiversität oder auch den Erhalt von Regenwäldern ist. Der Blick über den Tellerrand, in die Zukunft der Lebensmittelproduktion wird daher immer wichtiger. Wir stellen einige Puzzle-Steine dieser Zukunft vor.
Biologische Landwirtschaft
Die – biologische – Landwirtschaft hat die Menschheit viele Jahrtausende hindurch ernährt. Als moderne biologische Landwirtschaft wird eine Wirtschaftsweise bezeichnet, die Lebensmittel umweltschonend herstellt, indem sie ohne den Einsatz von Pestiziden, gentechnisch veränderten Pflanzen oder Tieren und Kunstdünger auskommt. Auch eine artgerechte Haltung von Nutztieren ist meist Teil des Bio-Gedankens.
Biologische Betriebe gibt es in verschiedenen Spielarten und Größenordnungen: von großflächigen bis kleinstrukturierten Feldschlägen, von viel Handarbeit bis viel Maschineneinsatz.
Eine Variante, die vor allem im Gemüseanbau zunehmend an Bedeutung gewinnt ist der bio-intensive Anbau. Hier werden in – meist dicht gesetzter – Mischkultur verschiedene Gemüsesorten kombiniert, wobei besonders auf Humusaufbau und einen fruchtbaren, lockeren Boden geachtet wird. Häufig wird bei dieser Anbauweise auch bewusst auf den Pflug verzichtet (‚No-dig Anbau‘). Mit dieser Methode erzielen auch relativ kleine Flächen hohe Obst- und Gemüseerträge.
Das oft gebrachte Scheinargument, dass eine wachsende Weltbevölkerung nicht biologisch ernährt
werden könne, hält bei genauerem Hinsehen nicht stand. Wenn man alle aktuellen Krisen unserer Welt auf eine Rechnung setzt – Boden, Klima, Wasser, Insekten, aber auch soziale Krisen etc. – kristallisiert sich klar eine vielfältige und bodenschonende biologische Landwirtschaft als wichtiger Beitrag zur Lösung dieser Krisen heraus.
Regenerative Landwirtschaft
Die regenerative Landwirtschaft achtet besonders darauf, Böden dauerhaft fruchtbar zu erhalten, ohne dabei von zugekauften Düngemitteln abhängig zu sein. Nährstoffe werden betriebsintern in Kreisläufen gehalten und regeneriert (z.B. indem Pflanzen Kohlenstoff und Stickstoff im Boden binden).
Die regenerative Landwirtschaft stärkt vor allem das Bodenleben. Humus wird aufgebaut, was gesunde Böden und robuste Pflanzen hervorbringt. Diese können auch zunehmenden Klimafolgen, wie Dürre, Sturm und Hagel, mehr entgegensetzen.
Gründüngung, die dauerhafte Bedeckung des Bodens, eine genaue Beobachtung von Bodenleben, Pflanzen- und Wurzelwachstum etc. sind Teil dieses Weges. In regenerativen Landwirtschaften werden Ackerbau und Nutztierhaltung häufig kombiniert.
Klimaneutrale Landwirtschaft
Klimaneutrale Landwirtschaft versucht Treibhausgasemissionen, die z.B. in der Tierhaltung oder durch Produktionsprozesse entstehen, durch andere landwirtschaftliche Praktiken, wie Humusaufbau, oder ökologische Ausgleichsflächen vollständig auszugleichen.
Als wichtige Kohlenstoff-Senken in landwirtschaftlichen Systemen gelten humusreiche Flächen, Feuchtflächen und Moorflächen (die z.B. durch Paludikultur bewirtschaftet bzw. regeneriert werden können). Auch dem Einsatz von Pflanzenkohle (Schwarzerde / Terra preta) wird in Sachen Klimaschutz künftig Potential zugesprochen.
Agro-Forst-Systeme
Agro-Forst-Systeme mögen die Mischung: auf ein und derselben landwirtschaftlichen Fläche werden Bäume z.B. mit einjährigen Kulturen, wie Getreide oder Gemüse, oder Tierhaltung kombiniert. Diese Kombination führt eine Vielzahl an positiven Wechselwirkungen, wovon vor allem der Wasser- und Nährstoffkreislauf, aber auch Insekten und andere Tiere durch ein besseres Lebensraumangebot profitieren.
In heißen Perioden entsteht hier zudem viel weniger Hitzestress für Pflanzen und Tiere, da Bäume den Boden beschatten und ihre Verdunstung kühlend wirkt.
Agro-Forst Flächen können durch die tiefe Durchwurzelung der Bäume auch viel Regenwasser speichern und Nährstoffe in höhere Bodenschichten bringen. Der Boden ist dauerhaft bedeckt und durch die Bäume vor Wind geschützt, wodurch Bodenerosion verhindert wird.
Permakultur
Bei Permakultur geht es um ‚dauerhafte Kultur‘. Das Überleben steckt damit schon im Namen. Der Begriff und das zentrale Prinzip: „Sorge für die Erde, sorge für die Menschen, teile die Überschüsse“ wurde ab den späten 70er Jahren von Bill Mollison und David Holmgreen geprägt.
Permakultur bedeutet ein Land nach bestimmten, oft aus der Natur abgeleiteten Prinzipien zu gestalten und zu bewirtschaften. Nutztiere können – ebenso wie Wildtiere – Teil von permakulturell gestalteten Flächen sein. Artenvielfalt, Wildniszonen, Mischkultur, die effiziente Nutzung von Wasser und Energie, das Prinzip kurzer Wege, Solidarität und Kooperation spielen wichtige Rollen. Permakultur endet nicht beim Essen, sondern bezieht auf die gesamte Lebensweise (z.B. auch Energie, Mobilität, Kleidung etc.).
Syntropische Landwirtschaft
Auch die syntropische Landwirtschaft (nach Ernst Götsch) nimmt sich Natur als Vorbild. Ziel ist es, durch die menschliche Pflege von syntropischen Landwirtschafts-Ökosystemen degradierte Böden noch schneller zu regenerieren, als es durch rein natürliche Prozesse möglich wäre.
Bodengesundheit, Mikroklima und Wasserkreisläufe erhalten deshalb besondere Aufmerksamkeit. Weshalb auch Bäume und Sträucher Teil des Systems sind. Sie werden regelmäßig beschnitten. Das abgeschnittene Material wird als Mulchmaterial für den Bodenaufbau verwendet.