„Hurrikan Michael: Bilanz einer Verwüstung“, „Bier könnte durch Klimaerwärmung teurer werden“, „Immer mehr klimabedingte Naturkatastrophen“ – In den letzten Wochen häufen sich die Schlagzeilen zur Klimaerwärmung, das Thema ist so präsent, wie schon seit Jahren nicht mehr.
Warum ausgerechnet jetzt?
Schon im Jahr 1972 mahnt der Club of Rome zur Ressourcenschonung und Reduzierung der Umweltverschmutzung. Doch damals gaben sie der Menschheit noch 100 Jahre Zeit. Das war weit weg, viel zu weit weg um greifbar zu sein, viel zu weit weg, um für Regierungen und Staaten relevant zu sein.
Anfang Oktober 2018 erscheint ein Bericht des UN-Weltklimarats (IPCC), der die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C, anstatt auf 2°C wie im Pariser Klimaabkommen vom Jahr 2015, fordert. Zeit zur Umsetzung bleibt kaum, denn schon jetzt liegt die menschengemachte Erderwärmung bei rund 1,1°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Den Grenzwert von 1,5°C werden wir 2030 bis 2040 erreichen. Das sind 2 bis 3 Legislaturperioden, das ist die Schulzeit eines Kindes, das ist fassbar, das ist bald. Es geht nicht mehr nur um die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder, sondern um die eigene.
Die Reduzierung des Ziels auf 1,5 °C würde die katastrophalen Folgen des Klimawandels um die Hälfte dezimieren. So würden nur 70% der Korallenriffe verschwinden und nicht 99%. Rekordhitzejahre wie 2016 kämen nur jedes 2. Jahr und nicht neunmal in 10 Jahren vor.
Warum ausgerechnet jetzt?
- In den letzten 20 Jahren verursachten Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen, Dürren und Waldbrände mehr als doppelt so hohe finanzielle Schäden wie in den 20 Jahren davor. Die Zunahme liegt nicht nur an der steigenden Weltbevölkerung, die Versicherungen abschließt und in gefährdete Gebiete zieht, nein, klimabedingte Naturkatastrophen nehmen zu.
- In der Schweiz haben die Gletscher in den vergangenen 10 Jahren ein Fünftel ihres Volumens Im Jahr 2018 kam neben enormer Hitze auch noch eine große Trockenheit im Sommer hinzu, wodurch es in den Schweizer Bergen so wenig Sommer-Neuschnee gab wie noch nie (seit Messbeginn vor 81 Jahren).
Eine am 15. Oktober veröffentlichte Studie beobachtete einen 10-60 fachen Rückgang der Insekten Biomasse in einem puerto-ricanischen Regenwald zwischen 1976 und 2012. Gleichzeitig verschwanden auch insektenfressende Eidechsen, Frösche und Vögel. Als Ursache nennen die Wissenschaftler die um 2 Grad gestiegene Durchschnittstemperatur im Wald.
Mögliche Lösung: Anpassung
Eines ist sicher, wir werden mit einigen Veränderungen umgehen lernen müssen, denn die Erwärmung lässt sich nicht mehr ungeschehen machen. Bauern in Bangladesch satteln beispielsweise von Hühnerhaltung auf Enten um, da sie vermehrt von Überflutungen heimgesucht werden. In den Philippinen werden verlorengegangene Mangrovenwälder wieder aufgeforstet, da ihr Wurzelwerk die Kraft von Sturmfluten mindert.
In der Sierra Nevada bietet ein wahrscheinlich über 150 Jahre alter Obstgarten ein faszinierendes Reservoir an alten Sorten wie z.B. eine Apfelsorte, die ohne gekühlte Lagerung 5 Monate frisch hält. Zusätzlich gedeihen dort Obstsorten, die über die letzten 50 Jahre gute Erträge trotz steigender Temperaturen und sich verändernder Wetterverhältnisse lieferten und obendrein um ein vielfaches besser schmecken als handelsübliche.
Eine Gruppe geleitet vom Milliardär Bill Gates, ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon und von World Bank CEO Kristalina Georgieva rief eine Initiative ins Leben, die Maßnahmen und Lösungen sammelt mittels derer die Folgen des Klimawandels erträglicher werden könnten. 2019 sollen beim UN Klimagipfel die ersten Pläne präsentiert werden.
Must do: CO2 begrenzen
Der Mensch ist ein Meister der Anpassung, lebt er in Jakutsk, Sibirien wie auch dem Death Valley, USA. Was uns schwerer fällt, ist das Ablegen von Gewohnheiten. Daher prognostizieren verschiedenen Szenarien, dass das Erreichen des 1,5 und 2°C Ziels außer durch Technologien, die gezielt ins Klimasystem eingreifen, unrealistisch sei.
Diese Technologien zielen direkt darauf ab CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen. Am besten funktioniert das bisher mit Pflanzen, beispielsweise über das Setzen von Bäumen. Das Holz wird in Folge unter Sauerstoffausschluss in stillgelegten Bergwerken deponiert, sodass es nicht verwittert und CO2 in die Atmosphäre abgegeben wird. Jedoch müsste Landwirtschaft und Forstwirtschaft um Flächen konkurrieren, und ich denke niemand möchte entscheiden, ob der Kampf gegen Hunger oder den Klimawandel wichtiger ist.
Eine sinnvollere Variante ist daher CO2 im Boden durch Humusaufbau zu binden. Das erhöht nicht nur die Fruchtbarkeit des Bodens, sondern auch die Erntemenge. Diese Strategie verfolgen auch die Prüf Nach!-Richtlinien, die von Werner Lampert und seinem Expertenteam entwickelt wurden.
Ein anderer Ansatz zielt in Richtung Abdunkelung der Sonne um somit die Erde abzukühlen. Die Vorschläge sind vielfältig, doch leider sind einige mit kaum abschätzbaren Kosten, Risiken und unerwünschten Nebenwirkungen verbunden.
An welcher Schraube können Sie drehen?
Nicht die Wissenschaft allein ist unser Rettungsanker, denn auch jeder einzelne kann etwas beitragen. Und haben Sie keine Angst vor Veränderung! Überlegen Sie einmal, was Ihre glücklichsten Momente im Leben sind. Als Sie das zweite Paar Winterschuhe erworben haben? Bestimmt nicht!
Die Rückbesinnung auf das Wesentliche – Die Lebensinhalte, die uns glücklich, zufrieden und ausgeglichen machen, sind auch automatisch die klimafreundlichen. Denn sie hängen nicht mit Kapital und Wachstum zusammen, sondern mit Zwischenmenschlichem und der uns umgebenden Natur.
Drehen also auch Sie an der Schraube, wo Sie am meisten CO2 verursachen, sei es beim Flugverkehr, täglichem Verzehr von Fleisch, übermäßigem Konsum von Elektrogeräten oder Kleidung, und Sie werden überrascht sein, was für neue Möglichkeiten und Horizonte sich in Ihrem Leben eröffnen werden.
Legen Sie schädliche Gewohnheiten ab, denn:
„Wir sind die letzte Generation, die den Kurs beim Klimawandel wechseln kann […] und die erste, die mit den Konsequenzen leben muss.” Kristalina Georgieva, World Bank CEO
Über die Autorin
Dr. Isabell Riedl ist seit 2012 als Nachhaltigkeitsbeauftragte und in der Kommunikation der Werner Lampert GmbH tätig. Sie studierte Ökologie mit Schwerpunkt Natur- und Landschaftsschutz und Tropenökologie an der Universität Wien. Ihre Dissertation verfasste sie über die Bedeutung von Baumreihen in landwirtschaftlichen Gebieten für Waldvögel in Costa Rica. Zeit ihres Lebens hat sie sich insbesondere der ökologischen Nachhaltigkeit verschrieben. Sie ist Teil des Redaktionsteams des Online-Magazins „Nachhaltigkeit. Neu denken.“