Wir erleben aktuell die höchste Arbeitslosigkeit seit dem Zweiten Weltkrieg, viele Selbständige bangen um ihre Existenz. Was steckt dahinter? Und kann es noch ein (wirtschaftliches) Happy End geben?
Krisen sind Bestandteil der Menschheit. Auch in den letzten Jahrzehnten waren wir nicht vor ihnen gefeit. Viele und vor allem die medienwirksamsten waren wirtschaftlich-sektoraler Natur. Wir erinnern uns an das Jahr 2008, als der Kollaps der Bank Lehman Brothers eine weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise auslöste. Sechs Jahre davor platzte die Dot-Com Blase endgültig und von den 235 Milliarden Börsenwert der „New Economy“ waren im September 2002 noch weniger als 30 Milliarden Euro übrig. Der an der Frankfurter Börse 1999 eingeführte Aktienindex Nemax 50 stürzte ins Bodenlose, genauso wie die Hoffnungen und Erwartungen an das Internet und die digitale Wirtschaft. Heute: Die Immobilien- und Finanzmärkte brummen und ohne Microsoft, Facebook, Google, Amazon und Apple können wir uns die Weltwirtschaft nicht mehr vorstellen.
Was die aktuelle Corona-Krise grundlegend von den beiden oben genannten Beispielen unterscheidet, ist, dass die damit bedingte Wirtschaftskrise durch eine virale Pandemie ausgelöst wurde. Erst durch die gesellschaftspolitischen Maßnahmen, quasi durch die Sekundäreffekte, entwickelte sie sich zur größten globalen Wirtschaftskrise nach dem zweiten Weltkrieg. Dieser Ursprung ist volkswirtschaftlich gesehen gut und schlecht zugleich. Schlecht, da die aktuelle Krise keine rein sektoralen Auswirkungen auf die Wirtschaft hat und sich – je länger die Maßnahmen aufrechterhalten werden müssen – eben auf alle Sektoren erstrecken wird. Gut, weil es eben per se keine Wirtschaftskrise ist und die meisten globalen Volkswirtschaften, und besonders auch Österreich, seit 2016 konstant gewachsen sind, inklusive fallender Arbeitslosigkeitsraten.
Was können wir aus vergangenen Krisen lernen?
Was wir ausgehend von der Vergangenheit für die unmittelbare Zukunft lernen können, ist, dass die Wirtschaft nach Beendigung der Maßnahmen wieder anspringen wird und die jetzt freigesetzten Arbeitnehmer von Unternehmen nach und nach auch wieder gebraucht werden. Klar ist, dass der Zeithorizont der Rückkehr zur wirtschaftlichen Auslastung Pre-Corona mit der Dauer der Lock-Down ähnlichen Maßnahmen korrelieren wird. Wann wir diesen Aufschwung erleben werden, wird vor allem in direktem Zusammenhang mit einer leistbaren Medikation (Schritt Eins) und durch einen weltweit verfügbaren SARS-CoV-2 Impfstoff stehen (Schritt Zwei). Die WHO gibt sich zum zeitlichen Fahrplan der Forschung bedeckt. Eine weltweit verfügbare und klinisch getestete Medikation wird nicht vor Sommer 2020 erwartet, ein Impfstoff wohl frühestens gegen Ende 2021.
Die für mich wichtigste Fragestellung, neben dem „ob“ und „wann“ die Wirtschaft wieder anspringen wird, ist aber jene, die sich damit beschäftigt was wir aus der derzeitigen Ausnahmesituation lernen können? Wie wir also die Krise als Chance nutzen können, um daraus sogar gestärkt und durch neue Erfahrungen bereichert herauszukommen. Krisensituationen erfordern Kreativität und Mut der Einzelnen. Kreativität fördert wiederum Innovation. Innovationen sind der Treiber um Krisensituationen (rascher) zu bewältigen.
Konkrete Erkenntnisgewinne von Regierungen könnten von der Fragestellung abgeleitet werden, wie sinnvoll eine Auslagerung von systemerhaltenden Gütern, wie z.B. medizinischen Produkten nach Asien, aus wirtschaftlichen Gründen ist.
Tagtäglich erfahren wir jetzt, was Kinderkartenpädagoginnen und Lehrer leisten und welchen Wert Pflegekräfte, Ärzte und andere Systemerhalter für uns als Gesellschaft haben. Die finanzielle und gesellschaftliche Besserstellung von Pflegekräften wird so, wie das bedingungslose Grundeinkommen bis spätestens 2030 kommen. Vielleicht nun aber um einiges früher. Diesen Umstand „verdanken“ wir allerdings nicht dem Corona-Virus sondern der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung der Wirtschaftsprozesse. Die aktuelle Krise wirkt hier nur als Beschleuniger.
Work / Life Balance: Viele spüren, wie es sich anfühlt wieder enger im Familienverbund zu leben und zu arbeiten. Die Digitalisierung ermöglicht uns ungeahnte zeitliche und räumliche Freiheiten, die wir während der Krise nicht uneingeschränkt zu schätzen wissen. Danach aber wohl schon!
Für die Umwelt ist diese Phase eine überaus positive Zeit und dankt es uns aufgrund der stark verringerten Mobilität. Eine verringerte Mobilität, die jedoch nicht die Kommunikation mit Kollegen und Geschäftspartner einschränkt. Dies ist hauptsächlich der ZOOMisierung und der Verfügbarkeit von ausgereiften Video-Conferencing-Tools in Verbindung mit flächendeckendem Breitband-Internet geschuldet.
Positiv in die Zukunft
Können wir aus den oben beschriebenen Punkten neue und wirtschaftlich realistische Szenarien ableiten, um das Klimaschutzprogramm 2030 zu erfüllen? Und können wir als Individuen und Volkswirtschaften daraus Werte ableiten, die uns allen ein besseres, lebenswerteres und gesünderes Leben bescheren?
In meiner Arbeit als Consultant und Keynote-Speaker für Trends- und Innovationsmanagement starte ich jedes Projekt und jeden Vortrag mit dem psychologischen Aspekt. Denn meiner Erfahrung nach ist die persönliche Einstellung entscheidend, wie man eine Krise erlebt und was man aus ihr macht. Nur durch ein adaptiertes positives Brainset – ein Einlassen auf die veränderten Rahmenbedingungen – können wir die uns bietenden Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten überhaupt sehen und nutzen.
Wenn wir also die Krise als Chance als Individuen, Unternehmer und Volkswirtschaften ergreifen wollen, hilft es wohl wenig der vergangenen „Normalität“ nachzutrauern, sondern die positiven Erkenntnisse und ergriffenen Chancen dieser Phase in die Post-Corona Zeit zu übertragen. Und ja, es tut weh aus seiner Komfortzone gerissen zu werden. Es tut weh, wie ein Kleinkind immer wieder bei den ersten Gehversuchen hinzufallen. Doch am Ende wird sich das alles gelohnt haben. Dann wenn wir gelernt haben aufrecht zu gehen!
Über den Autor Mag. Lukas Rössler, MBA
Der studierte Betriebswirt und Trend- und Innovations Experte (Wien und Toronto) sammelte nach seinem Studium Erfahrung in der Storytelling Agentur Explore, in der er unter anderem die Post AG, BEWAG und die Salinen Austria betreute. Im Jahr 2006 wechselte der Digital Native zu ORF Online ins Leading Team des bisher größten eSport Projekts Österreichs, der ORF-Ski Challenge.
2010 gründete er die Innovators Agency fosbury_ (www.fosbury.at) mit der er nationale und internationale Kunden wie u.a. Red Bull, Nike, Post Finance Swiss, Oracle, sIT solutions, Raiffeisen, United Optics, STRABAG Real Estate, Austrian Convention Bureau, Linzer City Ring, ESB Marketing Netzwerk, den Zoo Salzburg, die Wanderhotel Tirol Gruppe und Xella im Spannungsfeld On- und Offline betreut. Für seine Kunden setzt er authentisch seine vielseitigen Leidenschaften und Expertisen in den Bereichen Digital Marketing, Marketing Trends, Digital Storytelling sowie Erlebnisinszenierung ein.
Lukas prägte den Begriff „Events 2.0“, einen konvergenten Ansatz, der das Beste der beiden Welten Online und Offline miteinander verbindet. Dabei bildet Storytelling das Bindeglied, um die Grenzen zwischen diesen beiden Welten verschwimmen zu lassen. Dieses Konzept beschreibt er auch im Buch „The Business of Events Management“ von John Beech, in dem er seine Gedanken zu „Events 2.0“ als Co-Autor verfasste.
Lukas ist unaufhaltsam im deutschsprachigen Raum unterwegs um Unternehmen, internationale Konzerne und Verbände in die Zukunft zu führen und konvergente Projekte mit seiner Agentur fosbury_ umzusetzen. Dabei streckt er täglich seine Fühler aus, um neue Trends aufzuspüren. Als Keynote Speaker und Vortragender an Universitäten (WU Wien, Donau Universität Krems, FH Kufstein,…) ist Lukas mehr als 30 Tage im Jahr auf Achse.