Was hält uns zusammen?

Mann mit Rauschebart hält Hand über Gemüse, als würde er es beschwören wollen

Was hält uns denn zusammen? Was hält uns denn zusammen in einer Krise, wie der jetzigen? Werner Lampert über Zusammenhalt in der Bevölkerung, die Chance der Corona-Krise und den Wert der regionalen Landwirtschaft.

 

In einer stimmigen Verbundenheit entwickelt sich Vertrauen. Vertrauen in sich, Vertrauen zueinander und das hilft uns ein bezogenes Leben zu führen. In diesem Milieu erfahren wir Respekt und Achtung. Das Gefühl akzeptiert zu werden, lässt uns wachsen – an Menschlichkeit. Die Fähigkeit zur Freundschaft, zur Nächstenliebe, zu Loyalität entwickelt sich in so einer Stimmung.

Ich dachte, es wird noch viele Generationen benötigen, bis wir zu einer kooperativen, radikal solidarischen Wirtschaftsform kommen werden.

Doch Krisen können Entwicklungen, Notwendigkeiten dynamisieren. Heute wissen wir und erfahren wir jeden Tag, wie wichtig die Bauern und ihre Arbeit für uns sind. Heute sehen wir, welcher Schaden es wäre, vergäßen wir über die Globalisierung die Ernährungssouveränität. Die lokale Landwirtschaft versorgt uns auch dann, wenn das Wirtschaftsleben zusammenbricht, wenn die Grenzen geschlossen werden. Die Bauern gehen jeden Tag in den Stall, auf den Acker und sorgen sich um uns.

Und als Ceres in dunkler Vorzeit uns Menschen die Cultura agri schenkte, lehrte die Göttin uns auch die Cultura animi, die uns befähigt mit unseren Herzen zu denken und zu handeln. Auf diese Weise lernten wir Freundschaften zu gestalten, Beziehungen zu pflegen, Rücksicht aufeinander zu nehmen und einander beizustehen, die Bedürfnisse der Anderen zu verstehen, zu respektieren. So aufgehoben kamen wir mit unseren Ängsten zurande.

Dieses neue Miteinander macht uns zu ganzen Menschen. Das ist die Chance dieser Krise.

Wir erleben tagtäglich, wie sehr wir einander brauchen. Wie sehr die Gesellschaft jeden einzelnen benötigt. Denn nur miteinander werden wir den kommenden Herausforderungen gewachsen sein.

Und nur, wenn die regionalen Bauern für uns einstehen, werden wir eine Zukunft haben.

Dies sollten wir nie vergessen und künftig aufeinander achten. Nur eine radikal solidarische Gemeinschaft wird die auf uns zukommenden Herausforderungen meistern können.

Was uns als Gesellschaft zusammenhält, ist die Freiheit, die Freiheit jedes einzelne zum Gemeinsinn, die Freiheit zum Teilen.

Erst das tief empfundene und wissende Miteinander macht uns zu Menschen, die jede Krise, jede Aufgabe, jede Herausforderung bewältigen können.

Beginnen wir gleich heute bei unseren Nachbarn!


Über Werner Lampert

Portrait eines bärtigen Mannes mit lockigem ergrauten Haar und HornbrilleWerner Lampert (geboren 1946 in Vorarlberg/Österreich) zählt zu den Wegbereitern im Bereich nachhaltiger Produkte und deren Entwicklung in Europa. Der Biopionier beschäftigt sich seit den 1970er-Jahren intensiv mit biologischem Anbau. Mit Zurück zum Ursprung (Hofer) und Ja! Natürlich entwickelte er zwei der erfolgreichsten Bio-Marken im deutschen Sprachraum.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert