Die Corona-Krise hat uns fest im Griff und die Medien sind voll mit Nachrichten über das Virus. Fundierte und seriöse Informationen sind ohne Frage notwendig, doch fällt die Berichterstattung meist sehr einseitig aus. So stellt sich die Frage: Ist es wirklich notwendig, jeden Tag die Zahl der Neuinfektionen und der Todesfälle zu melden? Macht es Sinn, täglich seitenweise über die Entwicklungen in anderen Ländern zu berichten – und dabei andere, wichtige Meldungen auszuklammern?
Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen schreibt in seinem Informationsblatt „Wie Sie häusliche Isolation und Quarantäne gut überstehen“: „Gestalten Sie den Medienkonsum in Bezug auf COVID-19 bewusst und limitieren Sie diesen. Immer wieder mit bestimmten Bildern und Schilderungen konfrontiert zu werden, auch von seriösen Medien vermittelt, ist nicht hilfreich, sondern belastend.“
Die erlernte Hilflosigkeit
„Only bad news is good news“ lautet einer der Leitsätze des Journalismus. Eine Erklärung dafür lautet, dass wir im Laufe der Evolution darauf programmiert wurden, negative Informationen stärker zu gewichten als positive, weil das unser Überleben sicherte. Nun ist es jedoch nicht mehr so, dass hinter jeder Ecke ein Säbelzahntiger lauert. Im Gegenteil – unsere Welt ist sicherer denn je, auch wenn manche Politiker und Medien das gerne anders darstellen. Schlechte Nachrichten stumpfen ab, führen zu Resignation und noch viel schlimmer – zu Angst und Hilflosigkeit.
„Bekommen wir immer wieder nur das vorgesetzt, was falsch läuft in unserer Welt, sorgt das bei uns nicht nur für ein zu negatives Weltbild und möglicherweise chronischen Stress, der uns krank machen kann. Es lässt uns auch hilflos zurück“, schreibt die Neurowissenschaftlerin Maren Urner in ihrem Buch „Schluss mit dem täglichen Weltuntergang.“ Und: „Dabei spielt ein bekanntes Phänomen der Psychologie eine Rolle, die sogenannte erlernte Hilflosigkeit.“ Wer resigniert und sich hilflos fühlt, glaubt nicht mehr daran, etwas zum Positiven verändern zu können. Und das ist in Zeiten wachsender Herausforderungen wie der Klimakrise eher kontraproduktiv.
Mögliche Lösungen aufzeigen
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des TV-Senders RTL ergab, dass fast die Hälfte der Befragten die täglichen Nachrichten zu negativ finden: 45 Prozent der Befragten empfanden TV-Nachrichten als „zu problembeladen“, 35 Prozent bekannten, ihnen machten TV-Nachrichten Angst, 80 Prozent wünschten sich Lösungsansätze. In einer Umfrage des BBC World Service gaben rund zwei Drittel der unter 35-Jährigen an, dass sie „Nachrichten wollen, die Lösungen für Probleme bieten; nicht nur Nachrichten, die sie über bestimmte Themen informieren“.
Hier setzt der konstruktive oder lösungsorientierte Journalismus an – ein Begriff, der von Ulrik Haagerup geprägt wurde. Der ehemalige Infochef des dänischen Rundfunks suchte bei den Nachrichten gezielt nach konstruktiven Ansätzen, die den Menschen Hoffnung geben. Er wollte die gesamte Wirklichkeit abbilden und nicht nur die schlechten Nachrichten des Tages bringen. Dieses Konzept ging auf: Die Einschaltquoten bei den Nachrichtensendungen stiegen während seiner Leitung an. „Sehen wir die Welt mit beiden Augen oder nur mit dem Auge, das die beste Geschichte kreieren will?“, fragt der Medienmacher in seinem Buch „Constructive News“. Konstruktiver Journalismus bedeutet nicht, die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen oder sich ausschließlich auf positive Nachrichten zu konzentrieren. Es geht darum, bei Problemen und Herausforderungen weiter zu denken und mögliche Lösungen aufzuzeigen. Diese Art von Berichterstattung will zur Eigenverantwortung anregen und Mut machen.
Umweltbewusstsein schützt vor Krankheiten
Zurück zur Corona-Krise: Die einseitige Berichterstattung führt auch dazu, dass andere Themen viel zu kurz kommen; Klimakrise oder Artensterben – und mögliche Lösungen – scheinen nicht mehr zu existieren. Nur vereinzelt gingen in den vergangenen Wochen Nachrichten etwa auf den aktuellen Klimabericht der Welt-Metereologie-Organisation oder den Weltwasserbericht der UNESCO ein. Dieser besagt, dass der Klimawandel zu weniger Wasser und schlechterer Wasserqualität führt. Umgekehrt trage effektive Bewirtschaftung von Wasser zum Klimaschutz bei.
Fest steht schon jetzt, dass die Corona-Krise vieles verändern wird und womöglich einen positiven Einfluss darauf haben wird, wie wir in Zukunft Umwelt- und Klimaschutz betrachten. Interessant ist etwa die Geschichte der Ausbreitung des Corona-Virus: Seinen Ausgang nahm es auf einem Markt im chinesischen Wuhan, auf dem Wildtiere angeboten wurden; die Krankheit wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Tier übertragen. Solche Infektionskrankheiten, die die Artenschranke überwinden, werden Zoonosen genannt. Zoologen haben nun herausgefunden, dass im ungestörten Regenwald, wo zahlreiche Tierarten gut durchmischt sind, Viren schwieriger passende Wirte finden. Das führt früher oder später zu einem Stopp der Ausbreitung. In vom Menschen gestörten Lebensräumen gibt es dagegen weniger Arten, und das Virus hat es leichter, sich auszubreiten. Die Folge daraus: Umweltschutz und die Vermeidung der Abholzung von Regenwäldern sind der beste Schutz vor Zoonosen.
Zusammenhänge wie diese fehlen in vielen Medien oft, auch im Zusammenhang mit der Umwelt- und Klimakrise. Um eine konstruktive Berichterstattung zu etablieren, bräuchten wir allerdings unabhängige Medien, die nicht von politischen Parteien finanziert werden. Und die nicht die vorherrschende Unsicherheit angesichts eines Virus nützen, um Medienkonsumenten mit einseitiger Berichterstattung in eine Art Schockstarre zu versetzen.
Dass es auch anders geht zeigen Zeitungen und Magazine wie z.B. Perspective Daily, Option oder das Original Magazin. Auch diese Artikel könnten wir lesen und in sozialen Medien teilen.
Außerdem schauen Sie nicht länger zu! Wir können Medien direkt kontaktieren, z.B. in Form von Leserbriefen oder Kommentaren in sozialen Medien.
Klimakrise, Umweltzerstörung, Artensterben: Zahlreiche Studien belegen, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, das Ruder herumzureißen. Während die Wirtschaft weiterhin auf ungebremstes Wachstum setzt und die Politik sich in Stillstand übt, stehen weltweit immer mehr Menschen auf, um zu protestieren und sich für den dringend notwendigen Wandel einzusetzen. Was jede/r Einzelne beitragen kann und wie wir die Politik zum Handeln bringen, zeigt dieses Buch.