Die Völlerei zu Ostern war nur ein Höhepunkt von vielen im Jahr: jährlich konsumieren Herr und Frau Österreicher pro Kopf 115 Kilo Gemüse, 109 Kilo Obst und rund 110 Kilo Fleisch. Im Gegenzug dazu werden rund 760.000 Tonnen Lebensmittel in Österreich weggeworfen. Neue Ernährungskonzepte sollen helfen, einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln zu schaffen.
Bis dato landen viele Lebensmittel im Müll – in Österreich sind dies rund 760.000 Tonnen pro Jahr – die Hälfte davon werden unnötig entsorgt und wären daher vermeidbar. Werden die Abfälle der Landwirtschaft, der Lebensmittelproduktion und des Großhandels miteingerechnet, steigt diese Zahl um ein Vielfaches. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Lagebericht des Österreichischen Ökologie Institutes, der vom WWF und von Mutter Erde in Auftrag gegeben wurde. Nicht ohne Grund wird daher nicht nur in Deutschland sondern auch in Österreich die Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums auf Lebensmitteln diskutiert.
Ein anderer Zugang, wie der Verschwendung entgegengewirkt werden kann, ist der bewusste Umgang mit der wertvollen Ressource. Clean Eating verspricht einen völlig neuen Umgang mit Essen: dabei werden industriell verarbeitete Lebensmittel und Produkte, die mehr als 5 verschiedene Zutaten haben, aber auch raffinierter Zucker, Weißmehl sowie Fast Food weitestgehend vom Speiseplan gestrichen bzw. gänzlich vermieden. Selbst kochen, mit viel Obst, frischem Gemüse und Co lautet bei Clean Eatern die Devise. Auch Fisch und Fleisch sind erlaubt – eine ausgewogene, möglichst saubere Mischkost ist das Ziel.
Bei dem Konzept hinter Clean Eating (zu Deutsch „reines bzw. sauberes Essen“), das auf den Überlegungen der amerikanischen Ernährungstherapeutin Tosca Reno basiert, handelt es sich bewusst um keine Diät, sondern um ein Ernährungskonzept. Vielmehr ist Clean Eating ein Schritt zurück zur Natur – sozusagen zurück zum Ursprung der Lebensmittel und hin zu Authentizität und Natürlichkeit. Wie ein altes Sprichwort sagt: „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht.“ Das soll in diesem Zusammenhang heißen: Iss nichts, was zu Omas Zeit nicht als Lebensmittel erhältlich war. Der bewusste Umgang mit Lebensmitteln und die tägliche Zubereitung des Essens können die Verschwendung von Lebensmitteln minimieren.
Erste Ansätze dieses Ernährungskonzeptes sind auch in Österreich erkennbar: neue Lebensmittel, sogenannte heimische „Superfoods“ wie Kürbis, Spinat, Kohlgemüse oder Heidelbeeren sind beliebt wie noch nie und mittlerweile überall erhältlich. Viele von ihnen enthalten natürlicherweise jede Menge Vitamine und Mineralstoffe. Sie gelten als Superfoods, da sie besonders nährstoffreich sind und sich positiv auf die Gesundheit auswirken.
Ein weiterer Essenstrend, der seine Wurzeln ebenfalls in den USA hat, ist Craft Food – bei Craft Food handelt es sich um ein Ernährungskonzept, das lokale und handgemachte Lebensmittel einbindet. Das Essen wird dabei aus regionalen Produkten gekocht und dann auch lokal vertrieben. Über Nachhaltigkeit und Regionalität hinaus sind auch der kreative Umgang mit Essen und die eigenständige Herstellung des Essens wichtige Aspekte bei Craft Food. Daher auch die Bezeichnung ‚Craft‘ also Handwerk. In Österreich und Deutschland ist Craft Food vor allem bei der Bierproduktion, sprich bei Craft Bieren bekannt.
Sei es nun Clean Eating, Superfoods oder Craft Food – alle diese Bewegungen und Trends haben eines gemeinsam – sie führen zu einem bewussten Umgang mit der wertvollen Ressource „Nahrung“. Seelenlose Massenprodukte bzw. Industrieprodukte sollen vermieden und durch Selbstgemachtes ersetzt werden.
Auch wenn diese Konzepte an Omas Zeiten erinnern mögen, so gibt es viele wertvolle Ansichten, die daraus gewonnen werden können. Und wenn wir es schaffen, bewusst und nachhaltig mit unseren Lebensmitteln umgehen zu können, so wird auch die Diskussion um die Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums irrrelevant.
Quelle für Verbrauchszahlen
Lebensmittelbericht Österreich 2010 basierend auf Zahlen von: AMA Marketing, Statistik Austria, Forum Natürliches Mineralwasser
Nachhaltige Ernährung kommt nicht ohne alternative Nahrungsmittelverteilsysteme aus. Wer sich wir zu Omas Zeiten ernähren will, muss sich die naturbelassenen, ursprünglichen Produkte direkt bei LandwirtInnen holen. Da nicht jeder ein Auto dafür und Zeit hat auf die Höfe zu fahren bzw. dies auch nicht ökologisch ist, ist es besser sich mit anderen kritischen Komsumenten zusammenzuschließen zwecks Nahrungsmittelbeschaffung. Das geht zum einem über solidarische Landwirtschaft und Foodcoops – siehe http://www.foodcoops.at, zum anderen über Bauernmärkte oder mobile Einkaufsgemeinschaften, d.h. abwechselnd für mehrere Teilnehmer Einkäufe am Markt holen.
Nachhaltig essen kann nur wer sich auch die Lebensmittel nachhaltig besorgt hat.