Ein Drittel aller landwirtschaftlichen Flächen wird für die Produktion von Tierfutter verwendet. Für 100 Kilokalorien aus Pflanzen erhalten wir aber nur zwischen 17 und 30 Kilokalorien aus Fleisch zurück. Weltweit landen 40 % der Getreideernte und 80 % des gesamten Sojaanbaus in den Futtertrögen von Nutztieren. Und das vor dem Hintergrund einer weltweit noch immer großen hungernden Menge an Menschen und dem weiteren Bevölkerungswachstum.
Mit der Beibehaltung unserer gängigen Form der Ernährung – der fleischlastigen „Western Diet“– kann es weder zu einer Lösung für die Welthungerproblematik kommen, noch kann eine Lösung für die schlimmsten Umweltprobleme gefunden werden. Die weltweite Massentierhaltung produziert mehr klimaschädliche Gase, wie CO2 und Methan, als der gesamte Transport zusammen. Und mit gesamtem Transport ist wirklich jeder Transport weltweit gemeint: Flugzeuge, Autos, LKWs, Schiffe und Züge.
17,5 Mio. Hektar Landimport für Europa
Müsste Europa sein Futtergetreide für Tiere, die nicht in Weidehaltung leben auf europäischen Böden anbauen, wäre Massentierhaltung auf diesem Kontinent nicht mehr möglich. Ein Großteil des Kraftfutters für Europa wird in Südamerika angebaut. Würde man die Sojaimporte der EU auf die dafür notwendige Fläche umlegen, dann würde man dazu 17,5 Mio. Hektar Land benötigen. Europa – aber auch die USA – leben ihre Ernährungsgewohnheiten auf dem Rücken anderer Staaten auf der Südhalbkugel aus. Für den Anbau unserer Futtermittelpflanzen vernichten wir nicht nur hektarweise Regenwald und andere Urvegetation, wir nehmen in Kauf, dass die Bevölkerung dieser Staaten teilweise ihr Land verliert.
Weltweit brauchen ca. 500 Mio. Kleinbauern und Indigene ein Stück Land um ihren einfachen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. In der Zwischenzeit ist genau dieses Land aber ein attraktives Spekulations- und Investitionsobjekt geworden und immer mehr Kleinbauern werden – teilweise von ihrem eigenen Staat – enteignet oder mit marginalen Abschlagszahlungen verdrängt. Felder werden zu attraktiven agroindustriellen Flächen zusammengelegt und von ausländischen Investoren mit Monokulturen und schwerem Gerät bewirtschaftet.
Das Beispiel Argentinien
In Argentinien verdrängen die Futterpflanzen Grasland und Wälder – und mit ihnen die Hirten, Weidebauern und Indigenen. Einst hatten wir bei Argentinien ein ganz eindeutiges Bild im Kopf: Viehherden, die über die weite, schier endlose Prärie ziehen und dort ihr Futter suchen. Das war gestern. Heute leben auch die berühmten argentinischen Rinder eingepfercht in Ställen und das weite Land dient der Soja-Produktion. Neben dem Landverbrauch, den Einsatz von Pestiziden und der Vernichtung der Biodiversität führt die Futtermittel-Produktion auch zu einem enormen Wasserverbrauch. Tierische Lebensmittel wie Eier, Fleisch und Milch, die industriell produziert werden, benötigen weit mehr Wasser und verschmutzen in der Regel auch weit mehr Wasser als aus Weidewirtschaft oder aus Mischsystemen.
Die Kuh ist kein Klimakiller
„Die Kuh ist kein Klimakiller, wenn sie sprichwörtlich ins Gras beißt. Kühe, die auf der Wiese stehen und vorwiegend Gras zu fressen bekommen, sind gute Verbündete.“ Karl von Koerber, Experte für nachhaltige Ernährung an der TU München, in einem Interview mit dem „Südtiroler Landwirt“
Das Land könnte für Tierhaltung sinnvoll genutzt werden, wenn Tiere in Weidehaltung lebten, wo sie Gras zu Nahrung veredeln, die wir dann verzehren. Dazu können Flächen genutzt werden, die nicht als Äcker taugen, weil sie beispielsweise zu karg und unwegsam sind oder zu hoch liegen wie unsere Bergbauernweiden.
Dr. Anita Idel, die deutsche Tierärztin, Wissenschaftsjournalistin und Lehrbeauftragte an den Universitäten Kassel und Lüneburg, hat dazu bereits 2010 in ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klima-Killer: Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können“ zahlreiche Fakten erhoben und für einen Perspektivenwechsel der Landwirtschaft plädiert:
„40 Prozent der weltweiten Landfläche können nicht beackert werden. Diese Feuchtwiesen, Almen, Steppen und Savannen zählen zu den größten Proteinquellen auf der Erde. Und nachhaltige Beweidung mit Rindern und ihren wiederkäuenden Verwandten speichert durch Wurzelwachstum und Humusbildung Kohlenstoff im Boden.“
Dieses Plädoyer für die Weidehaltung von Kühen weg aus der Massenproduktion gilt für jede Art von Wiederkäuer aber auch für jede Art von grasenden Wildtieren. Tierische Nahrung in Maßen genossen ist durchaus machbar – tierische Nahrung in Massen ist der Tod der Erde und somit unser eigener. Die Entscheidung treffen wir selbst.