Das zuerst als unwissenschaftlich kritisierte Konzept der Ernährungssouveränität, wurde seit der Veröffentlichung des Weltagrarberichts 2008 in Fachkreisen als ernst zu nehmender Lösungsvorschlag für Wege aus der Hungerkrise und für eine nachhaltige Landwirtschaft anerkannt.
Slow Food International hat 2011 ein Projekt zur Ernährungssouveränität mit Schul- und Gemeindegärten in Afrika ins Leben gerufen. Unter dem ursprünglichen Titel 1.000 „Gärten für Afrika“ wurden aufgrund dieser Initiative nachhaltige Nutzgärten in Schulen, Dörfern und an Stadtperipherien in 26 afrikanischen Ländern angelegt. 2014 startete das erfolgreiche Projekt nun in eine wesentliche Erweiterungsphase: Aus den 1.000 Gärten sollen 10.000 werden!
(Selbst)Befreiung Afrikas vom Hunger
Ziel ist es, dass die Einheimischen in Gemeinschaftsgärten selbst lokale, frische Lebensmittel anbauen und essen können. Dabei spielt auch die Wissensvermittlung zwischen den Generationen, und die Weitergabe von traditionellen und überlieferten Techniken eine wichtige Rolle um Ernährungssouveränität und Lebensmittelsicherheit zu fördern. Nach den ersten vier Jahren Projektarbeit in Afrika wurde klar, dass nicht nur mehr als 1.000 Nutzgärten realisiert wurden, sondern viel mehr geschehen ist. Es wurde ein tragfähiges Netzwerk aufgebaut, das einen echten Wandel in der Gesellschaft bewirkt.
Kinder sind stolz auf die Eigenversorgung durch nachhaltiges Gemüse, junge Menschen sehen wieder eine Perspektive und Zukunftschance in der bäuerlichen Produktion, alte Sorten und Samen werden erhalten und rekultiviert. Und nicht zuletzt leisten gesunde, saubere und fair produzierte Lebensmittel einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit der Menschen.
Nachhaltiger Aufbau eines Gemeinschaftsgartens
Der Garten vermittelt mehr als die Kultivierung und Pflege von Pflanzen. Jeder einzelne Nutzgarten, den eine Gemeinschaft anlegen möchte, beginnt schon lange vorher mit der Beobachtung des Mikroklimas, der Analyse der Erde und der Ausrichtung der Fläche, um sicher zu sein, die besten Voraussetzungen für den Garten zu haben. Außerdem muss sichergestellt werden, dass Wasser vorhanden ist oder gesammelt werden kann und welche Gefahren für den Garten möglicherweise bestehen (Tiereinfall, Erosion, Winde etc.).
Über Slow Food stehen regionale Experten als Ansprechpartner für Beratung zur Verfügung, aber auch um Kontakte zu anderen Gärten zu bekommen, von denen autochthone Samen und Pflanzen ohne gentechnische Veränderungen bezogen werden können. Um den Garten selbst erhalten und vielleicht auch vergrößern zu können wird von Anfang an in der Nähe des Gartens ein Samenbeet und eine Kompoststelle angelegt. Außerdem soll er Schutz des Gartens durch Zäune und Barrieren aus heimischen Naturmaterialien sichergestellt werden. Dazu können auch Pflanzen wie wilde Kakteen oder Blumen dienen, die auch gut sind für die Ansiedlung von nützlichen Insekten zum Schutz vor Krankheiten. Eine sinnvolle Kennzeichnung der Pflanzen dient der besseren Vermittlung von Lehre und macht für alle die Beobachtung der Pflanzen in den einzelnen Stadien einfacher.
Nachweislich erfolgreich
Das Projekt läuft nun in der Umsetzung seit 2012 und wird laufend durch Slow Food Afrika evaluiert. Zahlreiche Partner unterstützen das Projekt um das hoch gesteckte Ziel von 10.000 „Food Gardens“ rasch zu erreichen. Der beste und nachhaltigste Erfolg des Projekts ist aber die organische Ausbreitung des Projekts am afrikanischen Kontinent durch Eigeninitiative und Weiterverbreitung durch LehrerInnen, SchülerInnen und Gemeinden.