Klimapositive
Landwirtschaft

Bauernhöfe der Zukunft

Wusstest du, dass die Land- und Forstwirtschaft theoretisch das Potential hat, alle Treibhausgasemissionen der Menschen zu binden? Dass die Landwirtschaft keine Zerstörerin, sondern Erhalterin natürlicher Ressourcen sein kann? Pflanzen haben die wunderbare Eigenschaft durch Photosynthese den Kohlenstoff (C) von CO2 in Biomasse umzuwandeln und Sauerstoff (O2) auszuatmen. Die Pflanze entzieht der Atmosphäre somit CO2, das nun nicht mehr zum Klimawandel beiträgt. Eine nachhaltige Landwirtschaft kann Klimaretterin sein und Kohlenstoff langfristig im Boden „versenken“ oder in Bäumen speichern.

Doch wie muss so eine Landwirtschaft aussehen? Eine Frage, auf die das Team LAMPERT in Kooperation mit Global 2000 eine Antwort sucht. Finanziert wird das Projekt vom Projektinitiator HOFER/ Zurück zum Ursprung.

Ziel des Projekts

Zwei Prüf Nach!-Bauernhöfe streben an, klimaneutral zu werden, ganz ohne den Zukauf von Klimaschutzzertifikaten. Das heißt, dass alle entstehenden Emissionen direkt am Betrieb auch wieder ausgeglichen werden. Das stellt für uns eine nachhaltige und ehrliche Lösung im Kampf gegen den Klimawandel dar. Bei Kompensationszertifikaten zeigt sich hingegen, dass sie kaum Treibhausgase reduzieren, da die Projekte auch ohne Zertifikatsverkauf stattfinden würden. Zertifikate sind also maximal eine Zwischenlösung, langfristig müssen sich unser Lebensstil und die Prozesse verändern. 

Das Projektziel ist durchaus ambitioniert, denn eingerechnet werden alle Emissionen, die am gesamten Betrieb anfallen, dazu zählen die Bewirtschaftung von Wald, Äckern und Weiden, die Tiere, das Wohnhaus, die Energieproduktion, zugekaufte Betriebsmittel und sogar Urlaub am Bauernhof.

Über die Projektzeit sollen Erfahrungen und Wissen angesammelt werden, die weitere klimaneutrale Betriebe erleichtern können. Über Workshops und Landwirt*innen-Veranstaltungen sollen die Pilotbetriebe ihr Knowhow weitergeben.

Der Ablauf

Zunächst recherchierten Global 2000 und das Team LAMPERT wirksame Maßnahmen zur Reduktion und Kompensation von Treibhausgasen. Die Pilotbetriebe testen nun, wie viele sie davon umsetzen können und welche Erfolge dadurch zu erzielen sind. Auch Misserfolge liefern wichtige Informationen.

Durch die Tätigkeiten der Landwirte erhalten wir Einblicke, wie viel zusätzliche Kosten und Arbeit bei der Umstellung auf eine klimaneutrale Landwirtschaft anfallen, und welche Hürden und Herausforderungen zu bewältigen sind.

Die Pilotbetriebe und Maßnahmen

Mathias Dörrer

·     Standort: Weikertschlag (Niederösterreich, Waldviertel)

·     Kulturen: Roggen, Hafer, Dinkel, Weizen, Klee, Kartoffel, Wicke, Peluschke

·     Betriebsgröße: Acker: 57,61 ha / Grünland: 1,79 ha / Wald: 6,9 ha

Heribert Moser

·     Standort: Mariahof (Steiermark, Murau)

·     Milchwirtschaft, 27 Milchkühe

·     Betriebsgröße: Landwirtschaft: 30 ha / Wald: 50 ha

Ist Zustand

· Schonung des Bodens durch 50 % ige Begrünung, Gründüngung und biologische Düngemittel aus Österreich, wie Kompost

· Anbau von Zwischenfrüchten

· Fruchtfolge mit mindestens 20 % Leguminostenanteil

· Keine chemisch-synthetischen Pestizide

(Ersparnis, weil Mineraldünger- und Pestizid-Herstellung sehr energieintensiv ist)

· 100 % österreichisches Bio-Futter (kein Futter aus Regenwaldabholzung)· Eigene Energieerzeugung (Photovoltaik, Hackschnitzelheizung)

Mögliche Reduktion der Emissionen

· Bezug Öko-Strom oder eigene Energieerzeugung wie „Hackschnitzel“ und Photovoltaik

· Kombination von Arbeitsschritten reduziert Energieverbrauch· standortangepasste Düngung und Einsatz wertvoller natürlicher Dünger wie Kompost erhalten die Ertragsfähigkeit des Bodens und reduzieren den Ausstoß von klimaschädlichem Lachgas

· Weidemanagement – Dung der Tiere gleichmäßig verteilt, Besatzdichte an Fläche anpassen -> schont Böden, weniger Lachgasemissionen

· Weidemanagement verringert Einsatz von Maschinen

· Emissionsschonende Futtermethoden, Reduktion des Methanausstoßes der Kühe

· Innovatives Gülle-Management verringert die Ausgasung von Lachgas

· Kombination von Arbeitsschritten reduziert Energieverbrauch

Mögliche Kompensation am eigenen Betrieb durch Humusaufbau und Pflanzenwachstum

· Vielfältige, lange Fruchtfolgen

· Flache und lockere Einarbeitung frischer, grüner Pflanzenmasse (Flächenrotte) mit Pflanzenfermenten fördern Bodenleben

· Einsatz von Kompost mit Pflanzenkohle

· Pflanzenvitalisierung (Komposttee/ EM)

· nachhaltige, klimaschonende Waldnutzung· Schließung von Nährstoffkreisen z.B. Herstellung von Pflanzenkohle, die über mehrere Jahrhunderte CO2 speichert

· Weidemanagement – Weideflächen regelmäßig wechseln

· Mulchen der Hutweide und Erhöhung des Leguminosenanteils

· nachhaltige, klimaschonende Waldnutzung· Schließung von Nährstoffkreisen z.B. Herstellung von Pflanzenkohle

Fleißaufgabe: Betrieb fit machen für den
Klimawandel

· Agro-Forst System: Nutzbaumreihen am Acker beschatten die Böden und schützen vor starkem Wind, sowie Austrocknung und Auswaschung bei Starkregen, gleichzeitig binden sie CO2

· Ökowald: viele Baumarten

· Hohe Biodiversität auf der Weide – resilienter

· Ökowald: viele Baumarten

Wissenschaftliche Betreuung

Das ganze Projekt wird wissenschaftlich vom Team LAMPERT begleitet. Wir stützen uns auf die Berechnungsmodelle von REPRO (Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung) im Gemüse-Bereich und FarmLife (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) im Milch-Bereich. Gespeist werden die Modelle einerseits durch Erhebungen der Landwirte selbst, z.B. Anzahl der Fahrten mit dem Traktor, Energieverbrauch, Düngeausbringung, Größe des Betriebs, Anzahl Tiere etc., andererseits mit tatsächlichen Messungen vom Team LAMPERT wie z.B. Humusgehalt im Boden.

Zur Überprüfung und Verifizierung der Ergebnisse gibt es einen Review Prozess vom österreichischen Umweltbundesamt.

Fortführung Projekt

Das Projekt in Kooperation mit HOFER/Zurück zum Ursprung endet im Herbst 2022. Dann soll ein erstes Resümee gezogen werden, ob eine Klimaneutralität bereits erreicht werden konnte. Eine Verlängerung des Projekts ist angedacht. Denn langfristig möchten wir nicht nur eine klimaneutrale Prüf Nach!-Landwirtschaft erreichen, sondern sogar klimapositiv werden, das heißt, dass die Landwirtschaft zur CO2-Senke wird.

Die Prüf Nach!-Bäuerinnen und Bauern als Klimaretter*innen.

Über Humusaufbau kann über Jahrhunderte Kohlenstoff im Boden gespeichert werden.